Antioxidantien: Helfer gegen freie Radikale

Stand:
Antioxidantien tragen zu einem verminderten Krankheitsrisiko bei, können aber vermutlich auch Krankheiten begünstigen.
Korb mit Gemüsen Tomaten Paprika Broccoli Petersilie

Das Wichtigste in Kürze:
Auf die Dosis kommt es an!

  • Antioxidantien entfalten schützende und gesundheits­fördernde Wirkungen, wenn sie im Rahmen einer gemüse- und obstreichen Ernährung aufgenommen werden.
  • Aber: Es ist nicht bewiesen, dass isolierte Antioxidantien in Form von Nahrungs­ergänzungs­mitteln vor Krankheiten wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauferkrankungen, Arthritis oder Krebs­erkrankungen schützen.
  • Antioxidative Stoffe in isolierter Form können bei zu hoher Dosierung eine gegenteilige – negative – Wirkung haben. Das gilt vor allem bei Krebserkrankungen.
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Was sind Antioxidantien?

Antioxidantien bieten Schutz gegen sogenannte "freie Radikale". Diese freien Radikale werden zum einen vom Körper selbst während verschiedener Stoffwechsel­prozesse gebildet, zum anderen entstehen sie durch schädliche äußere Einflüsse wie Zigaretten­rauch, Umweltgifte oder UV-Strahlung der Sonne.

Gibt es zu viele freie Radikale in unserem Körper, entsteht sogenannter "oxidativer Stress". Dieser soll Krankheiten wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauf­erkrankungen, Arthritis und Krebs­erkrankungen mitverursachen und zudem die Haut schneller altern lassen.

Oxidation lässt sich zum Beispiel bei angeschnittenen Äpfeln beobachten - sie verfärben sich braun. Dass das antioxidativ wirksame Vitamin C diese Oxidation verhindert, sieht jeder, der Apfelschnitze mit Zitronensaft beträufelt: Sie behalten ihre natürliche Farbe.

In der Regel hat unser Körper ein gut funktionierendes Schutzsystem, um die freien Radikale in Schach zu halten. Dabei wirken Antioxidantien meist nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel mit anderen Antioxidantien (antioxidatives Netzwerk). Einzelne Vitamine (B2, Vitamin C und E) und Mineralstoffe (Selen, Zink) sind Bestandteil dieses Systems.

Je nach Herkunft lassen sich Antioxidantien einteilen in:

  • Im Körper gebildete (z.B. Enzyme, Hormone, Stoffwechselprodukte)
  • Von außen mit der Nahrung zugeführte (z.B. Gemüse, Obst, Nüsse)


Antioxidantien aus der Nahrung sind zum Beispiel Vitamin C und E, Selen oder sekundäre Pflanzenstoffe, wie Beta-Carotin, OPC (Resveratrol), Flavonoide (Tee), Lykopin (in Tomaten), Anthocyane (Rotkohl, Kirsche, Holunderbeere, Aronia, Haskapbeere, Maqui), Zeaxanthin (Spinat, Paprika), Chlorophyll (in Spinat, Salat, Weizengras, Spirulina) oder Allicin (in Knoblauch).

Vermehrt diskutiert werden auch die roten und gelben Pflanzenfarbstoffe Betalaine (Betacyane und Betaxanthine). Diese sind zum Beispiel in Rote Bete, gelbe Bete, Mangold mit bunten Stielen und und buntfleischigen Kaktusfrüchten enthalten. Zu deren ernährungsphysiologischen Effekten und der Bioverfügbarkeit ist bisher aber nur wenig bekannt.
Insgesamt ist es wichtig, reichlich und vielfältig pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan einzubauen.

Gemüse und Obst bieten in ihrer bunten Vielfalt ein breites Spektrum antioxidativ wirksamer Stoffe. Viele dieser Stoffe befinden sich in oder direkt unter der Schale - daher, wenn möglich, die Schale mitessen.

Was steckt hinter der Werbung zu Antioxidantien?

Antioxidantien neutralisieren sogenannte "freie Radikale" und sollen somit zu einem verminderten Krankheits­risiko beitragen. Die Studienlage ist allerdings nicht ganz so eindeutig.

Die europäische Behörde für Lebensmittel­sicherheit hat die Studienlage zur Schutzfunktion von Antioxidantien geprüft und bei vielen Stoffen die Datenlage als nicht wissenschaftlich gesichert bezeichnet. Nur einige wenige Aussagen zum Schutz vor freien Radikalen (oxidativem Stress) sind zulässig. Dazu gehört für Zink, Selen sowie Vitamin C, E und B2 die Aussage, dass sie dazu beitragen "die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen". Auch erlaubt ist der Satz "Olivenöl-Polyphenole tragen dazu bei, die Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen".

Nicht bewiesen ist, dass isolierte Antioxidantien in Form von Nahrungs­ergänzungs­mitteln (oder in ACE-Produkten mit Betacarotin, Vitamin C und E) vor Krankheiten wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Arthritis oder Krebs­erkrankungen schützen oder im Sinne von Anti-Aging Alterungs­prozesse aufhalten. Es gibt auch keinerlei Belege für eine positive Wirkung von reichlich "Radikalfängern" im Sport.

Zwar werben Unternehmen gerne mit einem hohen ORAC-Wert, um die antioxidative Wirkung ihres Produkts zu belegen. ORAC steht für "Oxygen Radical Absorbance Capacity", also die Fähigkeit, Sauerstoff­radikale abzufangen. Diese ORAC-Werte sind jedoch reine Laborwerte, die sich nicht auf den Menschen übertragen lassen. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Beweise, dass ein hoher ORAC-Wert einen positiven Einfluss auf die physiologischen Abläufe im menschlichen Körper oder dessen Gesunderhaltung hat. Damit ist die Werbung irreführend und verboten.

Auf was sollte ich bei der Verwendung von Antioxidantien achten?

Einige wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Antioxidantien unter bestimmten Umständen auch negative - gegenteilige - Wirkungen haben könnten. So haben einige Antioxidantien, zum Beispiel Vitamin C und Beta-Carotin,  neben der gewünschten antioxidativen Wirkung auch eine prooxidative Wirkung, das heißt, sie erhöhen den oxidativen Stress. In einigen klinischen Studien wurde eine Risikoerhöhung für manche Krebsarten durch bestimmte Antioxidantien gezeigt.

Wie Antioxidantien im Körper wirken, hängt dabei vor allem von der aufgenommenen Menge ab. Aber auch die persönliche Situation (hoher oxidativer Stress etwa durch Rauchen oder bei einer Erkrankung) und auch, ob die Antioxidantien im Verbund mit anderen Vitaminen, Mineralstoffen oder Pflanzenstoffen aufgenommen werden, scheint eine Rolle zu spielen. Diskutiert wird, ob zu viele Antioxidantien möglicherweise sogar die Entwicklung von Asthma, Allergien und Übergewicht fördern könnten.

  • Solange diese eventuell gesundheits­schädlichen Wirkungen nicht endgültig geklärt sind, sollten Sie unbedingt die Verzehrs­empfehlung des Herstellers beachten (und zu hohe Dosierungen vermeiden).
     
  • Zudem sollten Sie es Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sagen, wenn Sie antioxidative Nahrungsergänzungsmittel verwenden. Das gilt insbesondere bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme.
     
  • Ganz besonders wichtig ist das, wenn Sie an einer Krebserkrankung leiden:
    Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums ist es ist nicht auszuschließen, dass Antioxidantien wie Vitamin C, E und Beta-Carotin die Wirkung einer Chemo- oder Strahlentherapie beeinträchtigen. Einige Vitamine führen außerdem zu unerwünschten Wechselwirkungen mit manchen Krebsmedikamenten. Daher raten etliche Fachgesellschaften Krebspatienten davon ab, während der Tumortherapie hochdosierte Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen.
    Bei Mangelzuständen sollte zunächst versucht werden, diese über eine vollwertige Ernährung statt über Vitamin- und Mineralstoffpräparate auszugleichen.

 

Vorgeschlagene sichere Höchstmengen in Nahrungsergänzungs­mitteln pro Tag*

Vitamin A (gar nicht für Schwangere)0 Milligramm (mg)
Vitamin C250 mg
Vitamin E30 mg
Selen40 Mikrogramm (µg)
Zink6,5 mg
Beta-Carotin3,5 mg
Weitere Carotinoide (Lycopin, Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin)liegen nicht vor
Sekundäre Pflanzenstoffe (Anthocyane, Bioflavonoide, Resveratrol)liegen nicht vor

* Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

 

Quellen:


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Deutsches Krebsforschungszentrum (2020): Recherche des Monats: Antioxidantien und malignes Melanom. Sollten Melanompatienten auf die Einnahme der Radikalfänger verzichten? Stand: 1.7.2020 (abgerufen am 27.5.2024)

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