Auf was sollte ich achten, wenn ich Aminosäureprodukte verwende?
- Bei höheren Aufnahmemengen von BCAA in isolierter Form ergaben sich laut Bundesinstitut für Risikobewertung Hinweise auf mögliche gesundheitliche Risiken. Diese betreffen insbesondere unerwünschte Veränderungen von Laborparametern, zum Beispiel erhöhte Blutammoniakspiegel. Tierversuche deuten auf neurologische Risiken durch hoch dosierte Aminosäure-Präparate (vor allem Leucin) hin.
- Gesunde Erwachsene sollten pro Tag nicht mehr als 4 Gramm Leucin, 2,2 Gramm Isoleucin und 2 Gramm Valin: aufnehmen. Vermutlich ist es günstiger, wenn BCAA in Kombination und nicht einzeln genommen werden. Die Werte gelten nicht für Jugendliche und für Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion!
- Halten Sie sich bei Aminosäureprodukten unbedingt an die vom Hersteller empfohlenen Tagesmengen, nehmen Sie keinesfalls mehr.
- Ein zu hoher, längerfristiger Verzehr einzelner Aminosäuren kann in Einzelfällen zu Nebenwirkungen führen: Beispielsweise müssen Sie mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall rechnen.
- Über den Urin wird vermehrt Calcium ausgeschieden. Das kann für Sie bedenklich werden, wenn Sie wenig Calcium aufnehmen, weil Sie zum Beispiel ungern Milch trinken oder Käse essen.
- Ungünstig ist auch, dass die Aufnahme von großen Mengen bestimmter Aminosäuren die Aufnahme anderer wichtiger Aminosäuren in Ihren Körper blockieren kann.
- Achtung: Es sind Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich. Wenn die Kombination von Aminosäuren und Medikamenten nicht vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen ist, kann es zu einer Verstärkung oder Abschwächung der Arzneimittelwirkung bis hin zur vollständigen Wirkungslosigkeit kommen.
Tipp:
➨ Wenn Sie sich abwechslungsreich ernähren, nehmen Sie ausreichend Eiweiß und damit alle wichtigen Aminosäuren auf.
➨ Sehr gute Quellen sind Rindfleisch, Geflügel, Eier, Fisch, Milchprodukte, Getreide, Bohnen und andere Hülsenfrüchte.
➨ Durch geschicktes Kombinieren können Sie die biologische Wertigkeit der einzelnen Eiweißquellen noch erhöhen, zum Beispiel Kartoffeln mit Quark oder Eiern oder Erbseneintopf mit Brot.
Schwierige rechtliche Situation inzwischen geklärt
Bisher durften Lebensmitteln in Deutschland laut Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) keine einzelnen Aminosäuren zugesetzt werden, da sie dort wie Zusatzstoffe behandelt werden. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat das Pauschalverbot des Zusatzes von Aminosäuren jedoch aufgehoben (Urteil vom 19. Januar 2017).
Demnach muss es für ein Verbot oder eine Beschränkung für jede einzelne Aminosäure eine eigene Sicherheitsbewertung bzw. Begründung geben. Seit 2021 - dem 4. LFGB-Änderungsgesetz - unterliegen Aminosäuren und deren Derivate nicht mehr dem generellen Verbot mit Ausnahmevorbehalt.
Die Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung bzw. das europäische Pendant, die Richtlinie 2002/46/EG enthalten keine Regelungen zu Aminosäuren.
Davon unbenommen bleibt aber, dass jeder Hersteller für die Sicherheit seiner Produkte verantwortlich ist und er keine unsicheren Lebensmittel vertreiben darf.
Was sind Aminosäuren?
Aminosäuren sind eine große Klasse organischer Verbindungen. Insgesamt sind ungefähr 270 bis 280 verschiedene Aminosäuren bekannt. Die Eiweiße (Proteine) im menschlichen Körper werden nur von 20 dieser Aminosäuren gebildet.
Acht Aminosäuren sind für den erwachsenen Menschen unentbehrlich - sie werden häufig auch als essenzielle Aminosäuren bezeichnet. Der Körper kann sie nicht selbst bilden und muss sie über die Nahrung aufnehmen: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin. Eine Sonderstellung nehmen die bedingt unentbehrlichen (semi-essentiellen) Aminosäuren Arginin, Cystein, Glutamin, Histidin sowie Tyrosin ein: Der Körper kann sie zwar bilden, doch reicht diese Menge in bestimmten Situationen nicht aus. Das kann beispielsweise während des Wachstums oder bei schweren Verletzungen der Fall sein. Es kann sein, dass Sie diese Aminosäuren dann aus dem Essen benötigen,
Die biologische Qualität eines Proteins wird durch die darin enthaltenen essentiellen Aminosäuren bestimmt. Die Qualität ist umso höher, je genauer sich Nahrungsprotein und Körperprotein entsprechen.
Dieser Grundsatz bedeutet aber nicht, dass einzelne Aminosäuren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt werden müssen:
Die Wertigkeit des Eiweißes lässt sich durch die Kombination verschiedener Eiweiß- und damit auch Aminosäurequellen erhöhen. So übersteigt bei einer Linsensuppe mit Brot die biologische Eiweißwertigkeit sogar die von Fleisch. Aus diesem Grund nehmen auch Vegetarier und selbst Veganer mit Gerichten aus Getreide, Hülsenfrüchten, Kartoffeln oder Nüssen ausreichend hochwertiges Protein auf.
Aminosäureprodukte gibt es als Pillen, Kapseln, Ampullen oder Pulver. Sie können einzelne oder eine Mischung aus mehreren Aminosäuren enthalten. In Nahrungsergänzungsmitteln für Sportler sind das meistens: Glutamin, Arginin, Beta-Alanin und die BCAA. Letzteres steht für Branched-Chain Amino Acids oder auf Deutsch "verzweigtkettige Aminosäuren". Hinter diesen Fachbegriffen verbergen sich die essentiellen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin.