Warum macht die Gaspreiskrise auch Ökostromtarife teurer? Müssten die Strompreise hier nicht niedriger sein?
Auch Ökostromanbieter beziehen ihren Strom in der Regel über die Strombörse, sie kaufen ganz normalen Strom. Daher müssen sie die gleichen Preise für Strom zahlen wie ein konventioneller Anbieter. Zusätzlich zum Preis für Strom beschaffen die Stromanbieter noch die Herkunftsnachweise für die Ökostromeigenschaft. Doch warum machen die hohen Gas- und Kohlepreise auch den Strom teurer?
Die Preisbildung an der Strombörse erfolgt dort, wo sich Angebot und Nachfrage treffen. Dabei bildet sich das gesamte Angebot an Strom am Markt anhand der sogenannten "Merit Order". Die Merit Order beschreibt die Einsatzreihenfolge der verschiedenen Kraftwerksarten und bildet so das Strom-Angebot. Dabei werden die Kraftwerke nach ihren Kosten für die reine Erzeugung der Energie, den so genannten Grenzkosten, sortiert. Kosten für die Installation von den Erzeugungsanlagen spielen keine Rolle. Wichtig: Der Preis des teuersten noch notwendigen Kraftwerks, das nötig ist, um die Nachfrage zu bedienen, ist am Ende entscheidend und dieser Preis gilt dabei für alle Anbieter und Käufer am Markt.
Die Kraftwerke mit den niedrigsten Grenzkosten sind die Erneuerbaren, denn Sonne und Wind haben keine Brennstoffkosten. Diese werden als erstes eingesetzt. Danach folgt die Kernenergie, schließlich Braun- und Steinkohlekraftwerke. Den teuersten Brennstoff, und somit die höchsten Kosten für die Stromerzeugung, haben Gaskraftwerke. Je nachdem, wie hoch die Nachfrage ist, werden alle diese Kraftwerke benötigt; manchmal aber auch nur ein Teil.
Bei besonders hoher Nachfrage müssen also alle Kraftwerke in der genannten Reihenfolge eingesetzt werden, um das Angebot passend zur Nachfrage zu bilden. Bei hoher Nachfrage bedeutet dies auch, dass die Gaskraftwerke mit ihren hohen Grenzkosten zum Einsatz kommen. Somit sind diese Kosten ausschlaggebend für die Preisbildung von Strom und gelten für den gesamten Markt.
Was sind Ökostromlabels?
Ökostromlabels zertifizieren in der Regel einzelne Tarife, manchmal auch die anbietenden Unternehmen. Während Herkunftsnachweise bereits belegen, dass der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, wollen Labels garantieren, dass es einen zusätzlichen Umweltnutzen gibt. So garantieren Labels zum Beispiel, dass ein Teil des Ökostromerlöses einen echten Beitrag zur Energiewende leistet oder der Strom zumindest anteilig aus neuen Kraftwerken stammen muss. So lassen sich Tarife finden, die wirklich einen Zusatznutzen für das Klima haben können.
Worin dieser Klimanutzen besteht, ist allerdings sehr unterschiedlich:
- Ausbau erneuerbarer Energien: Eine Möglichkeit ist, dass ein Teil des Erlöses aus einem Ökostromtarif tatsächlich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließt. Dabei geht es um maximal einen Cent pro Kilowattstunde, oft weniger. Ein Durchschnittshaushalt zahlt bei einem Öko-Cent also rund 30 Euro pro Jahr, bei 0,2 Cent pro Kilowattstunde Förderung wären es sogar nur 6 Euro.
- Andere Energieprojekte: Manche Labels unterstützen andere Energiewende-Aktivitäten. Das können zum Beispiel Energiesparmaßnahmen sein, Mieterstrommodelle oder Bürgerenergieprojekte. Oder Vorhaben, die sich mit Speichertechnologien und E-Mobilität beschäftigen. Weil diese Aktivitäten in den Kriterienkatalogen der Ökostromlabels an Bedeutung gewinnen, tritt der zusätzliche Zubau bei den Erneuerbaren weiter in den Hintergrund.
- Deinvestment: Manche Ökostromlabels bekommen nur Anbieter, die nicht an Kohle- oder Atomkraftwerken beteiligt sind. Der unmittelbare wirtschaftliche Druck durch dieses persönliche Deinvestment bleibt sicherlich überschaubar. Als Zeichen und persönliche Loslösung von klimaschädlichen oder gefährlichen Technologien kann eine Entscheidung für diese Anbieter aber durchaus ihren Wert haben.
Welche Ökostromlabels sind empfehlenswert?
Wenn Sie Ökostrom beziehen möchten, sollten Sie einen Tarif mit einem Label wählen, das ein Mindestmaß an Energiewendenutzen garantiert. Das sind das ok-Power-Label und das Grüner-Strom-Label. Beide Labels garantieren zudem, dass die Ökostromanbieter nicht an Atomkraftwerken, neuen Steinkohlekraftwerken und Braunkohlekraftwerken beteiligt sind. Von diesem Grundsatz darf nur im Einzelfall abgewichen werden, beispielsweise wenn die Beteiligung vor dem Jahr 2015 geschlossen wurde (Grüner-Strom-Label).
Ökostrom ist oft günstig – wie ist das möglich?
Viele Anbieter verkaufen Ökostrom sehr günstig. Das ist unter anderem deshalb möglich, weil in Europa die Nachfrage nach Herkunftsnachweisen kleiner ist als das Angebot. Der Nachweis, dass eine Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Energien stammt, kostet bislang nur den Bruchteil eines Cents. Viele Unternehmen können daher Ökostrom zu geringen Mehrkosten geradezu billig anbieten – ohne etwas für das Klima zu tun.
Wie können Sie die Energiewende besser fördern?
Um die Energiewende voranzubringen, können Sie direkt in erneuerbare Anlagen investieren. So können Sie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach betreiben oder ein Stecker-PV-Gerät auf dem Balkon, eine Solarthermieanlage oder eine Wärmepumpenheizung. Über Bürgerenergieprojekte können Sie sich auch an Windkraft-, Biomasse- und größeren Solarkraftwerken beteiligen und so zum Ausbau der Erneuerbaren beitragen.
Außerdem ist es natürlich wichtig, Ihren Energieverbrauch möglichst weit zu senken. Investitionen in sparsame Haushaltsgeräte sind deshalb gut angelegtes Geld.
Wie umweltfreundlich ist Ökogas?
Auch beim Heizgas gibt es sogenannte Öko-, Bio- oder Klimatarife. Der Umweltnutzen ist dabei aus verschiedenen Gründen nicht einfach abzuleiten. Eine zuverlässige Orientierung anhand von Labels oder Siegeln ist zudem nicht möglich.
Generell ist die sicherste Möglichkeit, beim Heizen das Klima zu schonen, den eigenen Energieverbrauch zu senken.
Die Ökogastarife lassen sich in drei Gruppen aufteilen: Biomethan-, Kompensations- und Power-to-Gas-Produkte:
Biomethan